Pressestimmen

Skurriles und poetisches Spiel mit der Kunst

Einen ganzen Kosmos an Bildeinfällen bereitet Peter Ryser auf 99 A4-Arbeiten aus. Skurril und poetisch spielt er mit der Kunst.

Zwei Köpfe toter Mäuse weisen nach links und rechts aus dem Bild hinaus, rahmen ein ornamentiertes Kreuz, wie es auf Chorgittern zu finden ist, beidseitig ein. „Bild aus der Biografie einer christlichen Katze… mit der Unfähigkeit zu trauern“. Der Scherz hat seinen Tiefsinn und eine leichte boshafte Nutzanwendung auf den Menschen. Die Fotografie der Objektinstallationen ist einer der 99 Bilder, die Peter Ryser sämtliche hinter Glas, in der Galerie Kriens zur gesammelten Bildfülle seiner gezeichneten, gemalten, fotografierten, bearbeiteten, geritzten, gestrichelten, collagierten Bildeinfälle aufgereiht hat. Zwei grosse Arbeiten, Digitaldrucke in Zweierauflagen vervollständigen die Ausstellung von 101 Nummern, die mit einem vielfältigen, vielschichtigen Werk aus Funden und Pointen, Wahrnehmungen und Darstellungen konfrontiert.

Peter Ryser (eigentlich Peter Bolliger), 1939 in Eriswil geboren, in Luzern aufgewachsen, lebt in Willisau und überrascht mit sprühender Originalität und einer Vielfalt an Techniken, die in der Hinter-Glaspräsentation leider eingeebnet wird. Es sind lauter perfekte Oberflächen, die Spuren der Übermalung, Überzeichnungen, Bearbeitungen sind nun mehr auszumachen, wo sie offensichtlich sind. Man glaubt, dass es sich um lauter Originale handelt, meint aber dennoch nur Reproduktionen vor sich haben. Das mag beabsichtigt sein, denn Peter Ryser, so ernst er seine Kunst nimmt, spielt er mit ihr. Er spielt mit den Erwartungen des Betrachters, die er düpiert, spielt mit den Wahrnehmungen, die er täuscht und vermischt, spielt mit den Assoziationen, denen er mit seinen Bildtiteln manchmal nachhilft, manchmal widerspricht.

Sehen und Bildwerdung

Die Fülle der Unterschiedlichen, dem nur das genormte A4-Format gleich ist, erschwert das Sehen und “Begreifen“ des Einzelbildes, macht aber dafür staunen über die augenscheinliche Leichtigkeit, mit der Peter Ryser mit offenem Blick und geistreichem Witz durch die Welt und Ihre Erscheinungen bewegt. Das Spiel, das er mit der Kunst treibt, ist ihm ernst. Das zeigt der genaue Blick auf jedes einzelne Bild, das oft verkleinert erscheint, obwohl das Zeug zum grossen Format hätte. Es ist ein ganzer Kosmos, ein Lehr- und Studiengang in Kreativität, in Sehen und Bildwerdung, was in den drei Räumen und dem schmalen Gang der Galerie Kriens zu durchlaufen ist.

Neue Luzerner Zeitung vom 6. März 2002
Autor: Urs Bugmann